Der Mensch ist neugierig,
aber er fürchtet, was er nicht kennt.
Seit seiner Entstehung hat
"Aperto Torino" das Ziel, die Widerspenstigkeit, die viele gegenüber der
Kunst haben, dank der Neugier zu besiegen. Die Eröffnung der Turiner
Ateliers war letztes Jahr ein wichtiger Schritt: Zum ersten Mal
akzeptierte der Künstler, sich selbst und seinen schaffenden Raum zu
zeigen. Früher durften nur wenige(Freunde, Kritiker, Künstler) diese Räume
besuchen, aber jetzt kann jeder Besucher der Hauptdarsteller werden. Das
heißt, daß das Wort "Neugier" eine neue, erhabene Bedeutung nimmt: Das
wird nämlich eine Näherung der Kunst nicht nur durch die Werke, sondern
auch durch den Menschen
Homo ludens?
Na sicher, weil der Kulturspaziergang die Freude der Entdeckung anregt.
Unverdächtig zeigt Turin sich als ein Ort, wo die Künstler wirken, wo man
über die Kunst redet, wo man ausstellt. Man muß Bedeutung dem Ateliersplan
beimessen, um die Tendenz der Künstler betreffs der Orte zu verstehen. Die
nächsten Jahren werden Themen und Faszination einer Veranstaltung, die im
ersten Jahr viel Erfolg hatte, hinzusetzen.
Der Imperativ
Die Teilnehmer der ersten Veranstaltung "Aperto Torino" wollten etwas, daß das Ereignis
zeichnet, aber die wollten nicht nur eine Angaben- und eine Fotosammlung.
Dieses Buch entsteht aus "Aperto Torino 2000", es zeigt die Künstler, die
daran teilnahmen, es zeigt andere Künstler, aber es hat eine eigene
Autonomie, weil es das Buch werden will, wo man finden kann, denjenigen,
der einen Kunstraum in Turin hat. "Aperto Torino" ist eine Idee, die
Wirklichkeit wird, in einer Stadt, wo es Fähigkeit gibt, Ideen zu
realisieren.
Massimo Alfano
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Die Arbeitsstätte des Künstlers
Dieser kurze Führer durch die Ateliers der in Turin
und Umgebung wirkenden Künstler will den Weg in die Welt der Kunst, in das
geheimnisvolle Innere der Wirkstätte des Künstlers aufzeigen und zum
Verweilen, Plaudern und Kennenlernen einladen. Vermittels eines dicht
gefüllten Programms wird es dem neugierigen Laien, dem Bewunderer und
Kunstfreund zwei Wochen lang möglich sein, die heiligen Schwellen des
kreativen Raumes zu übertreten.
Diese Einladung gilt allen, die sich und den
schöpferischen Raum der Kunst, oder besser des Künstlers kennen lernen
möchten, den sein Atelier darstellt, seine auf- oder unaufgeräumte
Werkstatt, sein Selbstbildnis, jener genius loci, in dem er tagtäglich
seinen Beruf ausübt und sein Leben der Kunst widmet.
Als eigentliches "Zuhause" des
Künstlers wird sein Atelier somit zu jenem Raum, der seiner am meisten
entspricht, in dem er sich am authentischsten darstellen und sich selbst,
sein Werk und sein weiteres Schaffen am besten beobachten kann. Die
Wohnung des Künstlers, oder ein zumindest Teil dessen, wie z.B. das
Atelier, neigt normalerweise dazu, zu einer Art Abbild seines Bewohners zu
werden und stellt somit oft das beste, vielleicht auch interessanteste und
entblößenste, weil privateste und vielleicht aufdringlichste
Selbstportrait des Künstlers dar.
Aus Anlass ihrer ersten Atelierbesuche erinnerte Olga
Gambari in ihrem Artikel vom 3.5.2000 in der Tageszeitung La Repubblica
daran, dass es "früher ganz normal gewesen ist, direkt in die Ateliers der
Künster zu gehen. Es waren Orte, wo man hinging, um sich zu sehen und zu
treffen, um Meinungen auszutauschen und zu diskutieren. Angeregt von
dieser nunmehr nur noch literarischen Überlieferung, ist in Angela Calella
Benlupo die Idee greift, gewöhnliche Menschen an diese Schmiedestätten der
Kunst heran zu führen, in denen Geist und Materie zu Kunstwerken
verarbeitet wird." Die Lebens- und Wirkstätten der Künstler dürften ebenso
dazu einladen diese selbst und ihre nicht immer richtig in ihren Werken
hervortretende Persönlichkeit besser kennen zu lernen.
Nicht unter zeitgeschichtlichen Aspekten,
sondern in der Perspektive der Geschichtsschreibung stellen die
Arbeitsstätten der Künstler ein Problem dar, das von der gegenwärtigen
Kunstgeschichte und kritik oft in den Künstlerbiographien nicht angemessen
gewürdigt wird.
Von Leon Battista Alberti, dem ersten nachklassischen
Autor, der auf den Wohn- und Arbeitsplatz des Künstlers eingegangen ist,
über Filippo Brunelleschi und Francesco di Giorgio Martini reicht der
Bogen derjenigen, die praktische Überlegungen zum Atelier des
Kunstschaffenden angestellt haben, bis zu Leonardo da Vinci: "Fenster des
Malers und seine Bequemlichkeit, Lichtverhältnisse. Der begrenzte Raum
eines Zimmers fördert die geistige Konzentration des Künstlers"; so auch
bei Serlio, Lomazzo, Vasari und anderen Theoretikern und Historikern,
oder, unter den Künstlern bei Rubens, Rembrandt, Goya, Delacroix, Courbet,
Renoir, De Chirico (oder in Turin bei Casorati, Cremona, Paolucci,
Saroni....), alle fühlten sie die Faszination, die vom Atelier des
Künstlers ausgeht, haben sie dokumentiert und davon lebendiges Zeugnis
hinterlassen.
Giorgio Auneddu
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